david kurz /// visual artist based in mailberg & vienna /// atelier@davidkurz.at

Artist Statement

Ich bin ein Spielkind. Meine Faszination für Fotografie kam mit den ersten Erlebnissen in der Dunkelkammer auf – dem Verlust von Zeitgefühl im abgeschotteten Labor, der Arbeit mit Photomaterialien, dem Duft von Chemie in der Luft. Das fotografische Abbild hat mich seit jeher nur nebensächlich interessiert, es war das Spiel mit dem Medium, das Experiment  – die Suche nach Methodiken, um eine konkrete Formensprache zu finden, neue Bilderwelten zu schaffen. Im Prozess des Forschens entstehen unterschiedliche Arbeitsweisen, die auf klassische fotografische Techniken verweisen und diese erweitern.

Ausgangsmaterial für die Photogramme sind Alltagsgegenstände und unterschiedlichste Materialien. Mit flexiblen Lichtquellen wird ein Licht- und Schattenspiel komponiert, welches erst nach der Entwicklung in Photochemie sichtbar wird. Die Gegenstände verlieren ihren eigenlichen Bezug und werden vollständig abstrahiert. Intuition, Erfahrung und Zufälligkeiten bestimmen das Ergebnis der Belichtung. 

Die Photoplastik stellt die Weiterführung des Photogramms in die Dreidimensionalität dar. Der Bildträger wird gleichzeitig zum Bilderzeugungsmedium. Knicke und Verformungen werfen bei Belichtung Schattenwürfe auf das Fotopapier und erzeugen so eine fotografische Zeichnung, welche auf die Form des Bildträgers referenziert. Das wechselnde Tages-/Umgebungslicht und ein Streiflicht als Teil der Installation erzeugt wiederrum Schattenwürfe und Reflexe auf der Papieroberfläche, welche eine weitere Ebene der Abbildung von Licht darstellen.

Die Chemogramme entstehen durch photochemische Malerei auf vorbelichtetem Filmmaterial. In mehreren Phasen werden mit verschiedenen Werkzeugen und Techniken Bildbereiche durch Chemikalien partiell ausentwickelt, manipuliert und fixiert. Die so entstehenden Negative werden anschließend mit dem Vergrößerer auf Fotopapier belichtet. In einer abgewandelten, eigens entwickelten Arbeitsweise wird Filmmaterial mit Fett beschichtet. Mit unterschiedlichen Instrumenten werden feine, detailierte Strukturen aus dem Fett herausgearbeitet, entwickelt und fixiert.

All diese Methodiken nutzen Mittel der Fotografie ohne ihre abbildenden Qualitäten in Anspruch zu nehmen – eine Fotografie, die nichts abbildet, außer das Licht an sich: der Ursprung der Photografie und des Sehens – eine kameralose Bilderzeugung, die durch chemische Prozesse sichtbar gemacht und manipuliert wird.

Was für mich eine gute Arbeit ausmacht ist schwer auszudrücken. Jedes Werk besitzt eine innewohnende Qualität und Harmonie, die für mich nie ganz greifbar ist – eine Seele, die aber spürbar ist und die Phantasie anregt. Im Kontrast hierzu bezeichnet eine ganz sachliche, aktenhafte Nummerierung die Bilder und den fortlaufenden Prozess. Kein Titel verweist dabei auf einen Inhalt oder beeinflusst die Reflexion des Betrachters. Sie sind eingeladen sich ein Bild zu machen.

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